Alltag 00011

Ein Jahr lang gibt es jeweils am ersten Wochenende des Monats einen Beitrag zum Projekt Alltag, das Ulli vom Café Weltenall ins Leben gerufen hat. Das hier ist bereits der elfte Beitrag.

alltag-001-2018

Hintergründe und Details zu diesem Projekt sind in Ullis folgendem Beitrag beschrieben:
Alltag – Eine Idee

Wie bereits sein direkter Vorgänger hat auch der elfte Beitrag irgendwie mit einem Zu-Fall zu tun. Primär möchte ich hier aber etwas zeigen, was in gewissen Gegenden durchaus zum Alltag gehört, während es anderwärts naturgemäß gar nicht vorkommen kann.

Und zwar habe ich auf einer Bergwiese einen Stein „gefunden,“ der letztes Jahr im Herbst noch nicht an dieser Stelle war. Es liegen dort zwar Unmengen von Steinen. Und kaum jemand wird sich an jeden einzelnen dieser Steine haargenau erinnern. Aber dieser besondere Stein verfügt über ein recht charakteristisches Merkmal: er ist nämlich, vorsichtig ausgedrückt, etwas größer. 😉

Um zu verdeutlichen, was ich unter „etwas größer“ verstehe, gibt es hier als Einstieg ein Bild dieses Steins mit angelehntem Zollstock zu sehen. [Man muss den Zollstock auf diesem Bild eigentlich fast schon suchen – was natürlich genau die Pointe des Fotos ist.]

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Hier haben wir nun also die etwas paradox scheinende Situation, dass etwas „alltäglich“ und doch ganz und gar außergewöhnlich sein kann. Denn freilich purzeln hier nicht tagtäglich Felsblöcke dieser Größenordnung um die Wette. Auf der anderen Seite sorgen aber eben Topographie und Schwerkraft mit vereinter Naturgewalt dafür, dass immer mal wieder „irgendwas“ runterkommt. Mit dem fortschreitend auftauenden Permafrost wird das nicht weniger.

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Selbst sehr vorsichtig geschätzt liegt dieser Felsbrocken in einer Größenordnung von über 100 Tonnen. Es ist also nicht ein Stein, den der geneigte Sammler mal eben so mit nach Hause nimmt. Dagegen habe ich einige fotografische Impressionen gesammelt. Denn dieser Stein ist nicht nur von imposanter Größe, sondern er ist auch von seinen Oberflächenstrukturen her vielfältig und attraktiv.

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Die Bilder sind übrigens zwischen 28. Juli und 4. August entstanden. Es kommt in dieser Ecke im Winter auch immer wieder ein Lawinenschnee herunter, der dann manchmal „etwas länger“ liegen bleibt. 😉

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Klangbild
Johann Sebastian Bach • Präludium in es-moll, BWV 853

Artem Agazhanov • Klavier


Bilderquellenangabe:
„Alltag“ © Ulli Gau
Fels © Random Randomsen

14 Kommentare zu „Alltag 00011

  1. Da scheint bei den Berggeisterriesen einem ein Stein vom Herzen gefallen zu sein, sicher mußte er vorher zum Steinerweichen heulen.
    Urgewalten die immer noch wirken und uns Menschen zeigen, wie sehr wir immer noch ihnen ausgeliefert sind, nicht wir beherrschen sie, nein sie uns.
    So langsam machst Du mich zum Bachfan – mußte dazu auch erst fast uralt werden -:)))
    Diese Aufnahme kommt so zart daher – krasser Gegensatz zum Bild. Bei diesem Stück habe ich eher einen Quellfluß vor Augen, der über Steine rieselt. Sie ist wunderschön.
    Ich wünsche Dir einen bachplätschernden Sonn-All-Tag und grüße Dich vom nächtlich regenerfrischtem Dach, Karin

    PS: der Herr Kater hat schon wieder eine der unter Tierschutz stehenden Fledermäuse erlegt, mir ist immer noch schleierhaft, wie er die fängt. Er frißt sie ja nicht, er spielt nur mit den armen Viechern und legt sie mir zum Mitspielen vor die Füße.

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    1. Lieben Dank für dein von Bild und Ton berührtes Echo. 🙂
      Ja, man kann sich auf die Naturkräfte einstellen und lernen, wie man damit umgehen kann. So hat man zumindest eine brauchbare Vorstellung, womit man rechnen muss. Aber es gibt auch immer wieder Überraschungen. Und wirklich beherrschen werden wir diese Kräfte nie.
      Das Klangbild habe ich gewählt, weil es einen sehr schönen Eindruck von der Ausstrahlung dieses Steins gibt. Eine sanfte Aura in sich ruhenden Da-Seins. Keine Spur von Drama. Das kommt auf den Bildern überhaupt nicht rüber. Und so kam mir die klangliche Ergänzung sehr gelegen.
      Der Kater ist halt ein echter Jäger. Da muss man solche Geschenke in Kauf nehmen – auch wenn sie einem nicht wirklich Freude bereiten. Je nach Umgebung kann man auch Spitzmäuse geschenkt bekommen – eben auch als „Spielzeug,“ denn Katzen fressen ja keine Spitzmäuse.

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      1. Eine sanfte Aura in sich ruhenden Da-Seins. Keine Spur von Drama
        schön, die Bilder jetzt unter diesem Aspekt betrachten zu können – aber das ist leider die Crux zwischen Bild und Realität

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        1. Ja, diese Ausstrahlung würde man auch schwer durch Worte vermitteln können. Aber nachdem ich das erste Mal längere Zeit in der Nähe dieses Steins war und ihn auch berührte hatte, war mir klar: genau dieses Präludium kann diese Ausstrahlung wiedergeben. Und das hat sich bei späteren Besuchen bestätigt.

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          1. Das erinnert mich daran:

            Gibt es aber einen Zustand , in dem die Seele eine hinlängliche feste Lage findet, um sich dort ganz und gar auszuruhen und sich darin ganz zu sammeln, ohne in die Vergangenheit zurückzublicken oder in die Zukunft vorgreifen zu müssen, wo alle Zeit ihr gleichgültig ist, wo das Gegenwärtige immer fortdauert, ohne aber seine Dauer merken zu lassen und ohne irgendeine Spur von Aufeinanderfolge, ohne irgendein Gefühl der Beraubung oder des Genusses, der Freude oder des Kummers, des Verlangens oder der Furcht, bloß auf das Gefühl unseres Daseins eingeschränkt, welches Gefühl allein die Gegenwart ganz erfüllte: solange dieser Zustand währt, kann der, der sich darin befindet, sich glücklich nennen, und zwar nicht auf eine so unvollkommene , armselige Art, wie es bei den Freuden des Lebens geschieht, sondern es wäre ein ausreichendes, vollkommenes, überschwängliches Glück, das in der Seele keine Leere hinterlässt.

            (*In diesem Zustand bin ich bei meinen einsamen Träumereien auf Lesbos oft gewesen, bald am Strand liegend, dem Kieselwellenspiel lauschend, bald sitzend in Bergwiesen, am Rande eines schönen Quelle oder eines Baches, der murmelnd über die Kiesel hinfloss, dem Glöckchenspiel der Ziegenherden lauschend*.)

            Und was genießt man in einer solchen Lage? Nichts, das außer uns selbst wäre, nichts als sich selbst und sein eigenes Dasein und so lange dieser Zustand währt, ist man, wie Gott, sich selbst genug.

            Jean-Jaques Rousseau 1774 Träumereien eines einsamen Spaziergängers 5. Spaziergang S. 701
            *ich

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            1. Herzlichen Dank für diese stimmige Ergänzung, die wunderbar mit dieser sanften Aura des in sich ruhenden Da-Seins harmoniert. 🙂

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  2. Guten Morgen Random, du eröffnest „schwergewichtig“den Reigen zu Alltag 11 – danke dafür. Wahrlich, dein Fund ist beeindruckend und da kann man nur froh sein, wenn sich so ein Brocken löst, wenn kein Mensch, kein Tier in der Nähe gewesen ist. Die Detailaufnahmen erzählen von den Schichtungen der Erdgeschichte; der Zollstock zeigt mit welchem Kaliber wir es hier wirklich zu tun haben!
    Ich wünsche dir einen zauberhaften Sonntag und sende dir liebe Grüße,
    Ulli

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    1. Lieben Dank für dein beeindrucktes Echo. 🙂 Ja, er ist ein beeindruckender Zeuge dafür, wie schwerwiegend die Zu-Fälle des Lebens manchmal sein können. Dies gilt natürlich auch im übertragenen Sinn. Aber so auf der physischen Ebene wird es dann besonders augenfällig.
      Darüber hinaus ist dieser Brocken aber auch überaus spannend in seiner Vielfalt der Gesteinsarten und Oberflächenstrukturen. Der hat in den vergangenen Jahrmillionen schon einiges an Naturkraft erlebt…
      Auch dir noch einen zauberreichen Sonntag. 🙂
      Mit herzlichen Grüßen 🐻

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  3. Der ist echt beeindruckend. Er zeigt die Kräfte in der Natur auf und wie wenig wir als einzelner Mensch dagegensetzen können. Andererseits lösen wir als Menschheit so viel Ungutes aus, dass er nicht an seinem Platz bleiben konnte.
    Ein großer Stein erzählt….

    Bach und Präludium, das zu hören genügt schon für die Ewartung an Wohlklang und Wohlbefinden.
    …grüßt Syntaxia

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    1. Lieben Dank für deine harmonische Resonanz, die vieles schön zusammenfasst. Dieser Stein ist in der Tat in verschiedener Hinsicht ein ganz besonderes Erinnerungs-Stück. 🙂
      Mit einem herzlichen Sonntagsgruß 🐻

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  4. Das ist nun ein ganz besonderer, facettenreicher , vielschichtiger Stein! Allerdings bist du ja auch „auf Blick-Fang “ sehr erfolgreich und entdeckst eben auch viel. Von Dunkel bis hell, schroff und zerklüftet bis zu fließend und magisch, es verbindet sich alles in ihm und er gewährt auch durch Tore, Ritzen, Deckel und Schichten Einblicke. Du hast dazu eines der für mich berührendsten Bach-Stücke ausgewählt! Es beginnt so zögernd in der Tiefe und wird dann von der bezaubernden, hohen Melodie angeführt. Das passt gut zur Verfassung des Steins, der gerade aus den Höhen gefallen ist und immer wieder aufschaut, von wo er gekommen ist. Beides in etwas melancholischer Gelassenheit. Hab Dank für diesen Ausflug ins Stein-Reich! Liebe Grüße, Petra

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    1. Lieben Dank für deine berührte und aufmerksame Resonanz. 🙂 Ja, der „geneigte Sammler“ findet hier viele faszinierende Facetten. Und es ist durchaus denkbar, dass ich noch eine Reihe von Fotos aufnehme (und zeige), die noch mehr ins Detail gehen. Da gibt es noch viel zu entdecken. Und es dürfte ja doch auch spannend sein, an dieser Stelle einem „alten Freund“ wieder zu begegnen. 🙂
      Das ausgewählte Präludium hat für mich eine kosmische Dimension. Und das ist auch etwas, was für mich von der Aura dieses Steins ausgeht: ein Zuhausesein in einer viel größeren Dimension. Darin bleibt er auch an seinem neuen Platz verankert. Einem Platz, an dem nun auch neue Dinge geschehen können. Moose und Flechten werden auf ihm wohnen. In absehbarer Zeit möglicherweise auch Hauswurz. Neue Melodien werden erklingen – seine kosmische Harmonie bleibt…
      Mit einem herzlichen Sonntagabendgruß 🐻

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